Im 20. Jahrhundert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es Vorgänge, die zu der Hoffnung berechtigen, dass die christliche Kirche ihre Bestimmung erkennt, Friedenskirche in und für die Welt zu sein.
Zum Beispiel:
Der Ökumenische Rat der Kirchen
Dietrich Bonhoeffer hatte erklärt, dass nur die eine christliche Kirche der Welt den Frieden bringen könne. Das war 1934. Statt des erhofften Friedens begann 1939 der Zweite Weltkrieg. Das war ein unüberhörbares Signal für die Kirchen, von der Rechtfertigung der Kriege umzukehren und der Beteiligung von Christen an Kriegen den Abschied zu geben.
Es war diese Erkenntnis, die vor allem anderen zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (auch Weltkirchenrat) im August 1948 in Amsterdam führte. So ist es auch nicht erstaunlich, dass bei dieser ersten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen auch der Satz formuliert wurde: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Wenn heute von Amsterdam 1948 die Rede ist, wird wieder und wieder dieser Satz zitiert. Er ist als zentrale Aussage dieser Weltversammlung im Gedächtnis geblieben.
In den weiteren Vollversammlungen des Ökumenischen Rates der Kirchen, die im Abstand von 6-8 Jahren stattfinden, ringen die Kirchen zunächst um ihr Wesen und ihren Auftrag, wobei die Frage nach der Einheit der Kirche zunächst im Vordergrund stan..
Im Lauf der Jahrzehnte ringen die Vollversammlungen zunehmend um die politischen Weltprobleme.
Zu den Themen in Uppsala (1968) gehören:
- wirtschaftlich-soziale Weiterentwicklung
- auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden in internationalen Angelegenheiten.
In Nairobi (1975) geht es auch um die Strukturen der Ungerechtigkeit und den Kampf um Befreiung. In einem Appell an die die Kirchen heißt es:
„Die Kirche sollte ihre Bereitschaft betonen, ohne den Schutz von Waffen zu leben, und bedeutsame Initiativen ergreifen, um auf eine wirksame Abrüstung zu drängen.“ Daraus ist in den Jahren 1977/1978 die Ökumenische Aktion für Frieden und Gerechtigkeit Ohne Rüstung Leben hervorgegangen. Die Selbstverpflichtung dieser Aktion lautet: „Ich bin bereit, ohne den Schutz militärischer Rüstung zu leben. Ich will in unserem Staat dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen politisch entwickelt wird.“
Über der Vollversammlung in Vancouver (1983) stehen die dunklen Wolken der nuklearen Bedrohung und des Neo-Kolonialismus.
Zu den Themen gehören:
- Den Bedrohungen des Friedens und Überlebens begegnen
- Für Gerechtigkeit und Menschenwürde kämpfen
Die Delegation der DDR- Kirche bringt die Forderung nach Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung in die Vollversammlung ein. Diese Formulierung wird forthin zu einem Leitmotiv des konziliaren Prozesses.
Die Vollversammlung in Canberra (1991) steht unter dem Gesamtthema: “Komm Heiliger Geist und erneure die ganze Schöpfung.“
Am Schluss der Vollversammlung in Harare (1998) werden die Kirchen zu einer Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010 aufgerufen.
Die neunte Vollversammlung in Porto Alegre (2006) steht unter dem Gesamtthema:
"In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt."
DasThema der nächsten Vollversammlung in Busan (2013) ist auch eine Frucht der Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010. Es lautet:
"Gott des Lebens weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden."
Dazwischen finden im Rahmen des konziliaren Prozesses auch Europäische Ökumenische Versammlungen statt: 1989 in Basel, 1997 in Graz, 2007 in Sibiu (Hermannstadt).
Auf dem Kirchentag in Düsseldorf setzt sich Carl Friedrich v. Weizsäcker für die Idee eines „Friedenskonzils der Kirchen" ein und ruft zu einer weltweiten Ökumenischen Versammlung auf, die in Seoul 1990 zustande kommt. Dort werden zehn Grundüberzeugungen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung formuliert und veröffentlicht.
Die „Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010“ wird ausgewertet bei der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation in Kingston 2011, an der rund 1000 Delegierte aus den Kirchen weltweit teilnehmen. Die Konvokation beschäftigt sich mit folgenden Themen:
- Friede in der Gemeinschaft
- Friede mit der Erde
-Friede in der Wirtschaft
-Friede zwischen den Völkern.
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